Der Literaturpreis der Ärztekammer für Wien „Gesund schreiben“ wurde im Jahr 2022 zum dritten Mal ausgeschrieben und verliehen. Aus mehr als 200 Einreichungen wurden am Dienstag, den 27. September 2022 eine Preisträgerin für den Jurypreis, eine Preisträgerin für den Publikumspreis sowie zwei SonderpreisträgerInnen gewählt.
Jurypreis 2022 geht an Christina Walker – Kirsten Fuchs erhält den Publikumspreis
Die in Vorarlberg aufgewachsene und heute in Augsburg lebende Autorin Christina Walker ist die Preisträgerin des von der Ärztekammer für Wien zum dritten Mal vergebenen und mit 4.000 Euro dotierten internationalen Literaturpreises „Gesund schreiben“. Der parallel dazu vergebene und mit 1.000 Euro dotierte Publikumspreis ging an die in Berlin lebende Autorin Kirsten Fuchs. Die Verleihung fand im ORF RadioKulturhaus statt. Eingereicht wurden knapp 250 Texte aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Kooperationspartner ist Ö1.
Christina Walkers Texte wurden bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet, zuletzt unter anderem mit dem Vorarlberger Literaturpreis und dem Schwäbischen Literaturpreis. 2021 erschien ihr Debütroman „Auto“ (Braumüller, Wien). Der von der Jury prämierte Text "Das Staunen der Fische" handelt von einem jungen Mädchen, das mit ihrer Mutter in eine neue Stadt zieht – weit weg vom Vater, der Alkoholiker ist und die Familie terrorisierte, obwohl er längst Kontaktverbot hatte. Als die Ich-Erzählerin den Vater eines Tages vor ihrer Schule entdeckt, beginnt sie zu schwänzen. Sie will den Vater nicht aus Versehen zur neuen Wohnung und zur Mutter zu führen. Sie kämpft gegen die Geister der Vergangenheit, doch diese scheinen sie einzuholen.
Kirsten Fuchs lebt und arbeitet in Berlin. Sie schreibt für „Das Magazin“ und hat diverse Romane, Kurzgeschichtenbände sowie Theaterstücke veröffentlicht. In ihrem eingereichten Text „Sneaker“ beschreibt Fuchs eine Welt, die durch Feuer und Stürme unbewohnbar und in der die Quarantäne zum Dauerzustand geworden ist. Mitten in diese digital ausgerichtete Welt bringt der unvermittelte Besuch einer Amsel der Hauptfigur Sneaker das Verlorene zu Bewusstsein und erweckt in ihm den Wunsch, aus dem rundum digital verwalteten Alltag in das unbekannte Draußen auszubrechen. Die isolierte jugendliche Hauptfigur ist konfrontiert mit der Frage, was es eigentlich heißt, sich der Wirklichkeit zu stellen, in welchem Verhältnis Sicherheit und Freiheit stehen und wie es sich in einer Welt leben lässt, in der die Zerstörung irreversibel geworden ist.
Zwei Sonderpreise vergeben
An die junge Wiener Autorin Mercedes Spannagel sowie an den derzeit in Krakau in einer Künstlerresidenz lebenden Wiener Autor Leonhard Engler ergingen Sonderpreise.
Spannagels Text „Lady, my beautiful” ist die Geschichte eines homosexuellen Paares und zugleich die Geschichte eines jungen Lehrers, der an seiner Schule Verständnis für verschiedene Lebensentwürfe wecken möchte. Spannagel versucht dabei, aus einem Märchen Realität werden zu lassen und der Realität etwas Märchenhaftes zu geben – wobei sehr reale Alltagsprobleme im privaten wie im beruflichen nicht zu kurz kommen.
Ist ein Schizophrener nur dann schizophren, wenn er seine eigene Schizophrenie nicht versteht? Oder ist er dann nicht schizophren, wenn er versteht, was Schizophrenie bedeutet, sie aber für seinen eigenen Fall widerlegen kann? Leonhard Engler führt die Leser in seinem Text vom „Ende der Schizophrenie“ vor, wie uns die Schizophrenie regiert. Ob wir uns nun bemühen, sie zu definieren, oder uns im Gegenteil bemühen, eine Definition zu vermeiden.
Die vollständigen Texte der Preisträgerinnen, der Shortlist-Autor*innen sowie die weiteren Texte aus der Longlist finden Sie in unserer Anthologie, welche im Verlag Braumüller, ISBN 978-3-99108-151-7, erschienen ist. Die Anthologie können Sie sowohl im Buchhandel als auch direkt über die Ärztekammer für Wien via E-Mail um EUR 22,- pro Stück erwerben.
Jurypreis
Christina Walker
„Das Staunen der Fische“

Publikumspreis
Kirsten Fuchs
„Sneaker“

Sonderpreise
Mercedes Spannagel
„Lady, my beautiful"

Leonhard Engler
„Das Ende der Schizophrenie"
